Ein neuer griechischer Orakel-Tempel des Apollon ist von deutschen Archäologen um Wolf-Dietrich Niemeyer (DAI Abteilung Athen) beim heutigen Kalapodi (Phokis), in der Antike hieß der Ort Abai, lokalisiert worden. Ursprünglich erbaut im 2. Jahrtausend v. Chr., mehrfach umgebaut, erweitert und verändert, wurde das Tempelensemble – es werden zwei Temenoi, also Tempelgebiete, überliefert – im Perserkrieg von 480 nach der Schlacht bei den Thermopylen von Xerxes’ Truppen auf dem Weg nach Athen zerstört. Nach dem Sieg über Xerxes – die zuvor von ihm besiegten Phoker mussten auf persischer Seite kämpfen und unterlagen – wurde der südlichere der beiden Tempel nicht mehr wiederhergestellt – als Rache-Menetekel, Rache an den Perser zu nehmen für die Zerstörung des Apollonorakels von Abai.
Dass das Tempelensemble zum einen dem Apollonkult gewidmet war und geographisch zu Abai gehörte, können zwei dort während der Ausgrabungen aufgefundenen Inschriften belegen: zum einen eine, die »dem Apollon geweiht war«, zum anderen eine Ehreninschrift, in der die »Leute von Abai … Kaiser Konstantin geehrt (haben)«. Eindeutiger kann ein antiker Ort, ein antikes Apollonorakel, das von Sophokles im »Ödipus« im gleichen Atemzug mit den Heiligtümern in Delphi und Didyma genannt wird, nicht identifiziert werden.
Bevor ich nun zwei Artikel wiedegebe bzw. nur zusammenfasse, möchte ich sie lieber für sich sprechen lassen:
- Berthold Seewald, in: Die Welt vom 12.05.2011, online zu lesen unter: http://www.welt.de/kultur/history/article13357282/Wer-zerstoerte-das-Orakel-von-Abai-Die-Perser.html mit sehenswerten Abbildungen der Befunde und Funde
- Uwe Walter, in: FAz-Blog »Dem Vergessen entrissen: das Orakelheiligtum von Abai« vom 24.06.2011, online zu lese unter: http://faz-community.faz.net/blogs/antike/archive/2011/06/24/dem-vergessen-entrissen-das-orakelheiligtum-von-abai.aspx
Dank der Gisela-Henkel-Stiftung, die die Ausgrabungen seit 2004 förderte, kann man sich nun in zehn Filepisoden (aus Urhebergründen verlinke ich auf die Homepage der Stiftung) ein sehr eingehendes Urteil von der Suche, den Ausgrabungen und den Folgerungen machen.